Positionierung als Langfristinvestor
Einige von ihnen sind nach der Umstellung des DAX Index auf 40 Werte nun in der ersten Börsenliga vertreten. Damit werden sie aber aus Sicht von Markus Herrmann nicht automatisch interessanter. Der Börsenprofi für europäische Nebenwerte verwaltet einen Fonds für deutsche Aktien, der fast vollständig ohne Titel aus dem DAX auskommt und das mit gutem Grund.
Werttreiber sind für Herrmann vor allem dynamische Management-Strategien. Dabei muss es sich nicht immer um Technologiewerte wie an der Nasdaq handeln, deren Bewertung schon das Wachstum der nächsten Dekade vorwegnimmt. Der breite deutsche Aktienmarkt bietet einen Mix aus Wachstums- und Innovationspotential bei immer noch günstigen Kurs-Gewinn-Verhältnissen. Oben auf der Liste des Deutschlandfondsmanagers stehen Unternehmen mit einem hohen Free Cashflow, die die Modernisierung der deutschen Wirtschaft vorantreiben. Diese sind überwiegend nicht in bekannten Aktienindizes enthalten und einem breiten Anlegerkreis zunächst unbekannt. Darin liegt aber auch ein Vorteil. Je weniger Aufmerksamkeit eine Aktie von Analysten und Investoren erhält, desto größer ist die Chance, sie zu einem guten Preis zu erwerben.
Markus Herrmann hat seine Selektionsmethode über viele Jahre hinweg akribisch entwickelt. Dabei setzt er bei den Unternehmen konsequent auf strukturelles Wachstumspotential im operativen Geschäft, das an der Börse noch nicht seine volle Bewertung erreicht hat. Gerade die deutschen Mittelstandswerte bieten aussichtsreiche Investmentmöglichkeiten, wie man am Wertzuwachs der DAX-Aufsteiger sieht. Einige davon haben ihren Marktwert über einen Zeitraum von fünf bis sechs Jahren sogar mehr als vervierfachen können.
Gute Unternehmen werden Indexaufsteiger
Unternehmen, die gut geführt werden, steigen über die Zeit im Wert und schaffen es an der Börse bis hin zum Eintritt in ihren Leitindex. Ein gutes Beispiel dafür ist HelloFresh, der deutsche Lieferdienst für Kochboxen. Abonnenten des Service lassen sich Rezepte wie Zutaten für Gerichte zum Selbstkochen frei Haus liefern. Seit seiner Gründung vor zehn Jahren hat das Unternehmen seinen Umsatz von nur wenigen Millionen auf fast 4 Milliarden Euro gesteigert. Die Unternehmensbewertung wich aufgrund der Unwägbarkeiten entsprechend stark vom Zielwert ab.
Mit dem DAX-Aufstieg schließt sich jetzt ein guter Teil von der bestehenden Bewertungslücke. Die zunehmende Bekanntheit sowie die inzwischen erreichte Profitabilität haben das Papier für einen breiten Kreis von Anlegern investierbar gemacht. Je stärker es nun in den Portfolios vertreten ist, desto weniger Aufholpotential steckt in der Aktie. Für viele Indexaufsteiger gilt daher: hinterher ist die Luft raus. Bei dem Geschäftsmodell von HelloFresh dürften die Zukunftsaussichten aus Sicht von Herrmann zwar grundsätzlich gut bleiben und damit auch die Wachstumsaussichten. Es lohnt aber trotzdem weiterhin eher der Blick auf kleinere Werte, die diesen Weg noch vor sich haben.