Aufgrund von Wechselwirkungen der Wirkstoffe kann diese Vereinfachung nicht für beliebig viele Medikamente erfolgen. APONTIS PHARMA entwickelt und vermarktet daher Single Pills mit besonderem Fokus auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Seit 2013 hat APONTIS mehrere Single Pills allein für kardiovaskuläre Indikationen wie Hypertonie, Fettstoffwechselstörungen und Sekundärprävention am deutschen Markt eingeführt. Das Zulassungsverfahren entspricht dem von generischen Medikamenten. Damit entsteht dem Unternehmen weniger Forschungs- und Entwicklungsaufwand als bei einer kompletten Neuentwicklung.
Langjährig etablierte, unmittelbare Kontakte zu Ärzten ermöglichen es APONTIS, seine Abnehmer von den Vorteilen der Kombi-Präparate direkt zu überzeugen. Obwohl die Börsennotierung erst wenige Monate her ist, besteht der Unternehmenskern schon seit den Neunziger Jahren. Seine Wurzeln hat APONTIS in der 2006 übernommenen Schwarz Pharma AG. Der Kern erfahrener Vertriebsleute bildet einen nachhaltigen Vorteil gegenüber anderen Wettbewerbern. Andere Generikahersteller sind eher auf die Beziehung zu Krankenkassen und Apotheken ausgerichtet.
Single Pills-Präparate sind ein noch vergleichsweise junges Geschäft in Deutschland, dessen Umsatzpotential der nächsten Jahre auf einen niedrigen dreistelligen Millionenbereich geschätzt wird. APONTIS Pharma besetzt ca. zwei Drittel des Marktes. Fondsmanager Markus Herrmann wägt die Wachstumschancen gegen die operativen Risiken ab. „Mit den Halbjahreszahlen haben wir gesehen, welches Wachstum bei Single Pills möglich ist. Bei APONTIS hat sich dieses Geschäft in den ersten sechs Monaten fast verdoppelt und damit eine hohe Bedeutung. Aber damit wird das Unternehmen auch anfälliger für Misserfolge oder den Markteintritt neuer Wettbewerber.“ Dennoch sieht Herrmann seine Investition in dieses neue Segment des Generikamarktes durch die Ergebnisse einer deutschlandweiten Krankenkassen-Studie bestätigt. Per Rundschreiben informierte ein führender Konzern für private Zusatzversicherungen die Ärzte- und Patientenschaft über die Studienergebnisse. Gerade bei chronischen Leiden mit aufwendiger Arzneimittelbehandlung erwartet man substantielle Kostensenkungen im Gesundheitswesen durch die Vereinfachung der Medikamentengabe. Damit wäre vor allem Senioren geholfen, bei denen sich Fehler aufgrund von Sorglosigkeit, Hilflosigkeit oder Demenz häufen. „Abgesehen von den Gesundheitsschäden der Betroffenen wären vor allem die damit verbundenen Folgekosten vermeidbar. Darum haben alle Beteiligten ein starkes Interesse an der Vereinfachung der Tabletteneinnahme.“ so Herrmann über seine Motive, eine Position im Zuge der Börsenemission für den Deutschlandfonds der LOYS AG aufzubauen.
Die starken Zahlen von APONTIS zum ersten Halbjahr unterstreichen diese Schlussfolgerung. Mit Wachstumsraten jenseits der dreißig Prozent für den Gesamtumsatz gehören die Monheimer zu den am schnellsten wachsenden Pharmaunternehmen Deutschlands. Ende August geht das Unternehmen auf Roadshow. Für Markus Herrmann eine willkommene Gelegenheit, die ohnehin schon bestehenden Kontakte zum Management zu pflegen und sich über die Geschäftsaussichten zu informieren. Denn APONTIS plant, jährlich fünf bis sechs neue Single Pill-Produkte zu lancieren. Sollte dies gelingen, ließe sich der Umsatz um ein Fünftel pro Jahr steigern. Zudem erzielt APONTIS mit Single Pills eine deutlich höhere Rohertragsmarge als mit dem Vertrieb von Drittprodukten. Schon in diesem Jahr erwartet das Management den Sprung in die operative Gewinnzone zu schaffen. In den nächsten Jahren soll die Marge dann getrieben durch höhere Absatzvolumina und einem positiven Produktmix deutlich steigen.